"Wie ein Lachen, wie ein Vogelflug steigt ein Lied zum Himmel auf“, klingt es aus dem Salon des Freizeit- und Kulturzentrums Neue Schmiede in Bielefeld-Bethel. Dort proben die Mitglieder des Jungen Schmiede-Chors. Leiterin Nele Lunkenheimer und die Mitglieder sind sehr glücklich, nach den Corona-bedingten Einschränkungen endlich wieder gemeinsam singen zu dürfen.
Auch Christiane Kroll ist an diesem Donnerstagabend in den Salon gekommen. „Ich freue mich immer auf die Proben“, erzählt sie, „und besonders freue ich mich auf unsere Auftritte.“ Gerade diejenigen, die wie Christiane Kroll schon seit Jahren mitwirken, wissen genau, wie gut ihnen Darbietungen vor Publikum tun. „Wenn wir auftreten, erleben wir uns als fähig, anderen eine Freude zu machen. Das ist gut für unser Selbstbewusstsein“, betont Nele Lunkenheimer. Hinzu kommt die Freude darüber, überhaupt wieder singen und Aufführungen geben zu können. Proben waren in den vergangenen drei Jahren phasenweise nicht möglich, weil das Singen wegen erhöhter Infektionsgefahr zwischenzeitlich verboten war.
Nele Lunkenheimer ist Lehrerin an der Betheler Mamre-Patmos-Schule. Aus den Chören, mit denen die Sonderpädagogin an der Förderschule arbeitet, entstand vor acht Jahren der Junge Schmiede-Chor. Bekannt ist sie vielen Menschen in Bethel auch aus ihrer Tätigkeit als Leiterin des Kinderchors der Zionsgemeinde. Besonders schön fände Nele Lunkenheimer es, einen inklusiven Chor anzuleiten. Doch das sei schwierig, sagt sie: „Die Menschen, die zum Jungen Schmiede-Chor kommen, benötigen eine besondere, zum Teil individuelle Ansprache. Sie haben beispielsweise in Bezug auf das Lieder-Repertoire und das Tempo, in dem wir üben, ganz andere Bedürfnisse als Sängerinnen und Sänger anderer Chöre.“
Eben hat Nele Lunkenheimer Aufwärm- und Stimmübungen vorgegeben. Jetzt begleitet sie den vielstimmigen Chor mit einer Gitarre, unterbricht gelegentlich behutsam und korrigiert, indem sie vorsingt. Dann stimmen alle ein in das Lied, das zum Himmel aufsteigt „wie ein Lachen, wie ein Vogelflug“: „Und ich staune, mir wird leicht, Gottes Flügel tragen weit!“ Zufriedenes Lächeln und Applaus – so leicht wie im Lied fühlt es sich für die Sängerinnen und Sänger jetzt offenbar tatsächlich an. „Singen bringt gute Laune“, weiß Nele Lunkenheimer, „es werden Glückshormone ausgeschüttet, und es ist ein Gruppenerlebnis: Zusammen klingt es schöner als allein. Singen macht lebendiger, das merke ich jedes Mal an mir selbst.“ Christiane Kroll ist begeistert, wie gut der Chor das Lied beherrscht. Sie ruft: „Es macht richtig Spaß zu singen!“
Text: Philipp Kreutzer | Fotos: Thomas Richter