Es ist früh am Morgen und noch dunkel, als Matthias Burkhard um die Ecke biegt. Er trägt eine Warnjacke mit Reflektoren und hält eine Verkehrskelle in der rechten Hand. Matthias Burkhard nähert sich mit zügigen Schritten, kurz darauf ist er angekommen an der Fahrbahn-Verengung am Hoffnungstaler Weg in der Ortschaft Bethel. Es ist jetzt 7.20 Uhr. Dienstbeginn.
Matthias Burkhard ist Schülerlotse. Er macht den Schulweg für die Grundschülerinnen und Grundschüler der Martinschule sicherer. „Ich habe Freude daran, die Kinder zu begleiten, ihnen zu helfen und sie zu schützen“, sagt er. Seit März 2007 übt der 52-Jährige die Tätigkeit aus. Seinen Hauptjob verrichtet er in der Druckerei des Betheler Stiftungsbereichs proWerk. Die Werkstätten für Menschen mit Behinderungen ermöglichen den Beschäftigten Teilhabe am Arbeitsleben und soziale Kontakte. Matthias Burkhard kam dorthin, weil er aufgrund einer stressbedingten Stoffwechselstörung nicht mehr in seinen erlernten Berufen als Energieelektroniker, Fachrichtung Betriebstechnik, und als Bürokaufmann arbeiten konnte. Zuvor hatte er das Abitur gemacht; zwischenzeitlich studierte er Psychologie an der Fern-Universität Hagen.
„Erst mal die Kelle einschalten“, sagt Matthias Burkhard jetzt. Orangefarben leuchtet die Lampe am Arbeitsgerät auf. Gerade in der dunklen Jahreszeit ist sie wichtig: Gut sichtbar zu sein kann Leben retten. Sein eigenes und das der Mädchen und Jungen. Einen Unfall habe es aber in all den Jahren nicht gegeben, sagt er.
Schon steht eine Gruppe Grundschüler bei ihm. Noch während er sie freundlich bittet, stehenzubleiben, hält Matthias Burkhard Ausschau nach dem geeigneten Moment. Übersicht, Geduld und Entschlossenheit sind jetzt gefragt. Als sich eine Lücke auftut, nutzt er die Gelegenheit. Beherzt tritt der Schutzengel auf die Straße, stellt sich mitten auf die Fahrbahn, breitet die Arme aus und ruft den wartenden Kindern zu: „Ihr könnt jetzt!“ Die Mädchen und Jungen setzen sich in Bewegung, heranfahrende Autos bremsen ab. Als sie wieder an- und vorbeirollen, winken manche Fahrerinnen und Fahrer. Matthias Burkhard grüßt zurück. Nach vielen Begegnungen im Berufsverkehr kennt man sich.
Er ist eine Institution geworden
Gelegentlich hält Matthias Burkhard ein Fahrzeug an. Wenn beispielsweise das Licht an einem Auto nicht funktioniert, weist der Schülerlotse den Fahrer oder die Fahrerin darauf hin. Freundlich, aber bestimmt. „Er hat gute Umgangsformen, ist kommunikativ und zuverlässig“, weiß auch Anne Beisenkötter. Aus eben diesen Gründen fragte die Diplom-Sozialpädagogin aus dem Sozialdienst von proWerk Matthias Burkhard damals, ob er sich vorstellen könne, Schülerlotse zu sein. Eine gute Entscheidung, wie sie noch heute findet: „Er macht es toll und ist eine Institution geworden.“
Auch Matthias Burkhard selbst bereut die Entscheidung nicht. „Schülerlotse zu sein ist eine Bereicherung für mich“, sagt er. Matthias Burkhard möchte noch viele Jahre morgens im Einsatz sein, um Kindern einen sicheren Schulweg zu ermöglichen.
Text: Philipp Kreutzer | Foto: Christian Weische