Jeden Mittwoch ist Gerda Siegmann verabredet - mit sieben Jungen im Alter von zehn bis fünfzehn Jahren. Die Jugendlichen werden in der Wochen-/Tagesgruppe Hebronweg, einer Einrichtung der Jugendhilfe Bethel OWL, betreut. Sie sind auffällig geworden in der Schule oder zu Hause und brauchen professionelle Unterstützung. Gerda Siegmann ist eine ehrenamtliche Helferin. Wegen ihrer liebevollen Art wurde die 67-Jährige von den Jungen zur „Gruppenomi" gekürt.
„Gerda ist oben bei Dominic", sagt Leon, der Jüngste der Gruppe, und weist mit dem Finger in Richtung Treppe. Dominic ist eines der Wochengruppenkinder im Hebronweg. Sonntags reist er mit der Bahn von Gütersloh an und bleibt bis zum Freitagabend in Eckardtsheim. Der 13-Jährige bewohnt ein Einzelzimmer mit Bett, Kommode und einem Schreibtisch, an dem er seine Hausaufgaben machen kann. Gerda Siegmann hat sich neben ihn gesetzt. Die beiden stecken die Köpfe zusammen und lesen in einem Schulbuch. An diesem Mittwoch ist die ehrenamtliche Helferin nur für Dominic da, in der nächsten Woche ist es ein anderer Junge. Es geht reihum. Die Gruppenomi hilft beim Lernen, bei der Hausarbeit oder beim Kochen. „Die Jungs finden das gut mit Frau Siegmann", weiß Bernd Marx, koordinierende Fachkraft in der Jugendhilfe. Denn anders als die Pädagogen und Erzieher darf sie schon einmal etwas durchgehen lassen.
Gerda Siegmann hat viel Verständnis für Menschen, die es nicht leicht haben im Leben, und hat sich ganz bewusst für die ehrenamtliche Arbeit in einer Einrichtung der Jugendhilfe entschieden. Früher war sie Redaktionssekretärin bei einer großen Bielefelder Zeitung, aber auch alleinerziehende Mutter eines Sohnes. Sie ist dankbar, dass mit ihrem Kind alles gut gelaufen ist. Es wurde tagsüber von einer Tagesmutter betreut.
Die ehrenamtliche Helferin hat Dominic bei den Hausaufgaben und beim Putzen unterstützt und ist anschließend mit ihm in die Küche gegangen, um den Salat für das Abendessen vorzubereiten. Lahmacun haben sich die Jugendlichen gewünscht, ein türkisches Fladenbrot mit Hackfleischfüllung. Die 67-Jährige und der Teenager schnippeln Gurken, Zwiebeln und Tomaten. Ein, zwei Mal greift Gerda Siegmann helfend ein. „Schau mal Dominic, so geht es einfacher", erklärt sie ihm freundlich. Seit zwei Jahren ist sie nun schon leidenschaftliche Gruppenomi im Hebronweg und möchte es weiterhin bleiben. „Ich ziehe so viel Gutes aus diesen Begegnungen und hoffe, dass es den Jungen mit mir genauso ergeht."
Text: Silja Harrsen / Fotos: Paul Schulz
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